Copyright des amerikanischen Originals © by Edmond Kay M.D.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
Quelle: http://faculty.washington.edu/ekay/
Übersetzung (ohne Gewähr) © M. Uhlmann / 200bar.de
Im folgenden können Sie sich eingehend mit dem Thema Druckausgleich beschäftigen.
Mr. Edmond Kay M.D. aus Seattle gab mir die freundliche Genehmigung, diese Lektion ins Deutsche
zu übersetzen und hier zu veröffentlichen. Mir war vorher nicht bewußt, dass dieses
für uns Taucher bald alltägliche Thema so hoch wissenschaftlich betrachtet werden kann. Das Studium dieser
Anleitung bringt aber eine Menge Spaß mit sich. Dies insbesondere dann, wenn man einmal
versucht die beschriebenen Techniken wie verlangt vor einem Spiegel zu üben.
Ich habe mehrere Krämpfe in Zunge und Gaumen hinter mir... ;-)
Druckausgleich - Wie vermeidet man ein Mittelohr-Barotrauma?
INHALTSVERZEICHNIS
- Einführung
- Lernziele
- Relevante Anatomie
- Was ist Ohr-Angst (orig.: "Ear Fear")?
- Beurteilung verschiedener Methoden
- Die einfachste Technik
- Die Valsalva Methode
- Die Frenzel Methode
- Die Toynbee Methode
- Beance Tubaire Volontaire (BTV)
- Die Roydhouse Methode
- Die Edmonds Technik
- Die Lowry Technik
- Die Zuckung
- Was Sie sich merken sollten
- Zusammenfassung
EINFÜHRUNG
Das Mittelohr-Barotrauma ist nach meiner Erfahrung die häufigste Verletzung beim Tauchsport.
Gerade bei Tauchanfängern ist es das Ergebnis einer falschen Druckausgleichstechnik.
Die folgenden Informationen sind für Tauchlehrer, Tauchsicherheitsbeauftragte und jede andere Person gedacht,
die eine Verantwortung für Tauchsport-Neulinge trägt. Sie sind aber auch wertvoll für den fortgeschrittenen oder
kommerziellen Taucher, der sich für schnellen Abstieg interessiert. Dieser Artikel beschreibt neun verschiedene
Druckausgleichsmethoden und gibt Hinweise, um die Wirksamkeit dieser Techniken zu bewerten.
LERNZIELE
Am Ende dieser Lektion sollte der Leser folgendes können:
- "Ohr-Angst" (orig.: "Ear Fear") definieren und erkennen.
- Die Wirksamkeit von Ausgleichsmethoden erkennen und bewerten.
- Den Unterschied zwischen Druckausgleichsmethoden mit aktivem (orig.:"pressurization") und ohne aktiven Druck (orig.: "equalization") erörtern
- Neun verschiedene Druckausgleichsmethoden beschreiben und unterrichten.
- Beschwerden bzw. Krankheiten beschreiben, die einen negativen Einfluß auf den Druckausgleich haben könnten und die geeignete Verwendung von Medikamenten mit schleimhautabschwellender Wirkung verstehen.
- Beschreiben von Beschwerden oder Verletzungen, die weiteres Tauchen verbieten und eine ärztliche Untersuchung notwendig machen.
RELEVANTE ANATOMIE
Die Eustachische Röhre wurde zuerst von Bartolomeo Eustachio beschrieben (Latein: Eustachius), ein italienischer Anatom,
der im 15. Jhd. starb. In den Vereinigten Staaten wird Eustachische
Röhre (auch Tube genannt) normalerweise "yoo-sta-shan" ausgesprochen, aber einige sagen auch "yoo-sta-ke-an", da dies
eher der originalen lateinischen Aussprache des Namens entspricht. Die Tube ist ungefähr 3,8cm lang und liegt im
hinteren Nasenrachenraum, ungefähr auf Nasenloch-Höhe. Die Fähigkeit dieses normalerweise verschlossenen Kanals
sich zu öffnen, ist individuell sehr verschieden. Dies bedeutet, dass einige Taucher praktisch nie
Druckausgleichsprobleme haben werden. Andere, mit einer engen oder teilweise blockierten Eustachischen Röhre
haben vielleicht Schwierigkeiten, den Druck in Flugzeugen oder Fahrstühlen
auszugleichen. Aber auch sie können sicher Tauchen, jedoch verlangt der Druckausgleich hier mehr Aufmerksamkeit und
viel Übung.
Herzlichen Dank für die Anmerkungen von Francisco Javier Orellana Ramos, ein Tauchmedizinischer Offizier aus Spanien.
Er erinnerte mich daran, dass es mehrere Faktoren gibt, die die Öffnung der Tube und deren Toleranz gegenüber
Druckveränderungen beeinflussen. Sowohl der Winkel, als auch die Form der Eustachischen Röhre können
den Druckausgleichsvorgang zum Mittelohr beeinflussen. Leute mit einem relativ großen Luftvolumen
in den Nebenhöhlen sind weniger tolerant gegenüber Druckveränderungen, da die eigentliche Druckzunahme im Mittelohr
während des Abtauchens bei ihnen größer sein wird. Allergien, Trauma, Infektion und Schilddrüsen-Störungen
sind andere mögliche Ursachen einer Störung der normalen Tubenfunktion.
Für diejenigen, die Schwierigkeiten mit dem Druckausgleich haben, ist die Position im Wasser äußerst wichtig.
Es ist allgemein bekannt, dass ein "Kopf-Voran-Abstieg" den Druckausgleich erschwert.
Weniger bekannt ist der Grund für diese Wirkung. Im Nasenrachenraum gibt es Weichteile, die die Membran der
Eustachischen Röhre umgeben und zweifellos spielt die Schwerkraft hier eine Rolle. Höchstwahrscheinlich sind diese
die Ursache für diese lageabhängige Blockierung. Eine schlechte Position kann offensichtlich die Tuben beinträchtigen.
Aus diesem Grund ist es für Tauchschüler ratsam, den Abstieg langsam, und immer in aufrechter Position, anzufangen.
Taucher, die schon Probleme mit den Ohren hatten, ängstliche Taucher und jene, die sich nicht sicher sind,
ob sich der Druck zu den Mittelohren ausgleichen wird, sollten ebenfalls diese Abstiegstechnik wählen.
Die eine Hälfte der
Eustachischen Röhre ist von Knochen umgeben. Auf die andere Hälfte wirken sich aber die Druckänderungen des Atmungssystems
(Umgebungsdruck) aus. Dieser membranöse Teil ist teilweise von einem "C"-förmigen Knorpel umgeben.
Während des Schluckens ziehen die Muskeln des weichen Gaumens an den Eustachischen Röhren. Dieses Ziehen öffnet
die Röhren, während sich der Rachen schließt. Das Schlucken verursacht oft ein "knackendes" oder "knisterndes" Geräusch,
welches durch das Öffnen der feuchten Gewebe der Tube entsteht. Dieses Geräusch kann man hören, indem man z.B. einem
Sportfreund oder eienem Schüler ein Stethoskop in der Nähe der Ohren anlegt. Ist es beim Schlucken
des Schülers zu hören, dann hat sich die Tube geöffnet. Dieses technische Verfahren wurde zuerst von Josef Toynbee
im 19. Jhd. erwähnt und wird hier später beschrieben.
WAS IST "OHR-ANGST" (orig.: "Ear Fear")?
"Ohr-Angst" ist ein Begriff den ich geprägt habe, um die Besorgnis zu beschreiben, die mit dem Druckausgleich assoziiert
wird. Sie kommt bei Leuten vor, die schon einmal ein Trauma des Mittelohres hatten, die in der Kindheit häufig mit
Mittelohr-Infektionen zu tun hatten oder bei jenen, denen durch diese neue körperliche Empfindung leicht übel wird.
Einigen ist dieses Gefühl von Druck im Mittelohr und das "knisternde" Geräusch im Kopf, welches durch das Öffnen der
Tube entsteht, sehr unangenehm. Dies sind Leute denen es unangenehm ist, wenn ihre Ohren "knacken" und vielen ist ihr Leben
lang gesagt worden, dass dies auch nicht gut wäre. Sie versuchen den Druckausgleich sehr ängstlich
und nur zögernd. Viele dieser Tauchanfänger bekommen ein Barotrauma dann schon beim ersten Tauchgang.
Die tatsächlich notwendige Anstrengung für einen Druckausgleich kann Schüler verwirren, wenn Freunde vorher den gutgemeinten
Rat gaben, nicht zu kräftig zu pressen. Dieser Rat ist bestimmt umsichtig, wenn ein Schüler im Wasser ist und
den Druckausgleich übt. Leider behindert dies einige ängstliche Taucher und solche mit einer
engeren Eustachischen Röhre dabei, beim Tauchgang jederzeit den Druck richtig auszugleichen.
Druckausgleich kann und sollte an der Oberfläche kräftig sein, wenn kein Unterdruck im Mittelohr ist.
Es ist also möglich und wünschenswert, das Mittelohr schon vor dem Abtauchen unter Druck zu setzen
und die Eustachische Röhre etwas "aufzublasen". Diese Methode bringt ein Luftkissen hinter das Trommelfell und schützt
die Paukenhöhle vor einem Barotrauma. Beim Abstieg kann die Luft dann leichter den Weg durch eine "aufgeblasene" Eustachische
Röhre in das Mittelohr zurücklegen, wenn gleich zu Beginn des Tauchgangs mit dem Druckausgleich begonnen wird.
Wenn sich die Tube während des Abstiegs wieder verschließt, dann wird der notwendige Druck, um diese
wieder "aufzublasen", größer. Deshalb empfehle ich immer einmal einen Druckausgleich vor dem Tauchgang durchzuführen,
um die Durchlässigkeit der Tuben zu prüfen. Kurz vor dem Abtauchvorgang sollte dann ein weiterer gemacht werden, um die Ohren
gegen ein Trauma zu schützen...
BEURTEILUNG VERSCHIEDENER METHODEN
Bevor man Druckausgleichstechniken unterrichtet ist es nützlich ein Verfahren zu lernen, mit dem man die Angemessenheit der
Druckausgleichsmethoden bewerten kann. Eine Technik die ich auch in meinem Büro nutze heißt "Sieh, wie sich die Nase bläht" (orig.: "watch the nose inflate").
Dieses Aufblasen kann beobachtet werden, wenn man sich die Nase am unteren Ende zuhält. Nun beobachten Sie den fleischigen
Bereich der Nase direkt über den Fingern. Ein guter, starker Druckausgleich wird das Gewebe über den zuhaltenden
Fingerkuppen nach außen aufblähen. Dieses Aufblasen ist das äußere Anzeichen für den Druck, der auf die Eustachischen Röhren
gegeben wird. Dies kann vor einem Spiegel geübt werden, um die Technik zu verbessern. Bloßes "Aufblähen" der Nase ist zwar nicht
genau das gleiche wie der Druckausgleich zum Mittelohr, aber wenn der Taucher kein "Knacken" hört oder spürt,
kann der Lehrer anhand der Nase den Grad der Druckausgleichs-Anstrengung einzuschätzen.
Das Üben an sich selbst macht hier Vergleiche gut möglich.
DIE EINFACHSTE TECHNIK
Zu den einfachsten und grundlegendsten Verfahren beim Tauchen gehören das Gähnen, Schlucken, Kiefer bewegen und
den Kopf neigen. Diese Techniken sind für Taucher mit relativ weiten Eustachischen Röhren nützlich, die nie Probleme
mit dem Druckausgleich haben. Sie funktionieren aber kaum allein ohne zusätzlichen Druckausgleich bei Personen mit
etwas engeren Tuben. Ich empfehle diese Techniken nicht für den Tauchanfänger, da hier leicht Fehler zu machen sind.
Der erste Tauchversuch im Schwimmbad ist oft die Ursache eines Barotraumas durch eine Kombination aus schlechter
Druckausgleichstechnik, Ablenkung der Schüler und anderen Faktoren wie mangelnder Tarierfähigkeit.
Druckausgleichstechniken sollten IMMER zuerst geübt werden, bis ein Schüler mit seiner bevorzugten Technik gut zurecht
kommt.
DIE VALSALVA METHODE (Ausgleich durch aktiven Druck)
Antonio Valsalva lebte im 18. Jhd. und war der erste, der ein Verfahren für den Druckausgleich im Mittelohr
beschrieb. Mit zugehaltenen Näsenlochern wird versucht durch diese auszuatmen, dabei werden die Wangen nicht
aufgeblasen. Damit können Tiefenstufen von 2 - 3m überbrückt werden. Diese Methode hat einige Nachteile, da
anhaltende Anstrengung ein Anschwellen der Gewebe um die Eustachischen Röhren verursachen kann. Sie behindert die
Rückkehr des venösen Blutes zum Herzen und kann den Blutdruck senken, wenn die Anstrengung länger angehalten wird.
Es ist wohl die leichteste und intuitivste der Druckausgleichstechniken und gewöhnlich können Schüler diese
auch ohne weiteres Training.
DIE FRENZEL METHODE (bevorzugte Methode mit aktivem Druck)
Herman Frenzel war ein Luftwaffenkommandant, der diese Methode Sturzfliegern im 2. Weltkrieg beibrachte.
In der Luftfahrt kommt eine Druckveränderung normalerweise viel sanfter und langsamer als beim Tauchen.
Ein Sturzflieger-Pilot spürt diese Druckzunahme aber deutlich schneller, eben so wie ein Taucher. Bei dieser Methode
werden die Stimmbänder abgeriegelt, so als ob Sie im Begriff sind, ein schweres Gewicht zu heben. Die Näsenlocher werden
zugehalten und man erzeugt einen "K"-Laut oder ein guturales (in der Kehle) "guh". Dadurch heben Sie das hintere Drittel
der Zunge und der "Adamsapfel" (Kehlkopf) zuckt hoch. Aus diesem Grund nenne ich dieses Verfahren auch "Hals-Kolben"
(orig.: "throat piston"). Ein Taucher macht eigentlich einen Kolben aus dem hinteren Teil der Zunge wenn er diesen aufwärts
schiebt. Dies presst Luft im Rachen zusammen und dieser Druckausgleichs-Versuch kann wieder am "aufblähen" der Nase beobachtet werden
(siehe oben). Ein Schüler kann diese Technik üben während er im Spiegel beobachtet, "wie sich die Nase aufbläht" und
außerdem durch Beobachten der Auf- und Abwärtsbewegung des "Adamsapfels". Den "Adamsapfel" wippen zu lassen ist also eine gleichermaßen
gute Übung für Sturzflieger und Sporttaucher. Die Frenzel Methode ist eigentlich meine bevorzugte Druckausgleichstechnik,
da sie jederzeit während des Atemzyklus gemacht werden kann und sie hemmt außerdem nicht den venösen Rückfluß zum Herzen.
Die Anstrengung ist normalerweise kurz und kann schnell und häufig wiederholt werden.
DIE TOYNBEE METHODE
Josef Toynbee lebte im 19. Jhd. und wie Sie sich erinnern, identifizierte er als Erster das "knackende" Geräusch das entsteht,
wenn sich die Tuben beim Schlucken öffnen. Seine Methode ist das Zuhalten der Nasenlöcher bei gleichzeitigem Schlucken.
Die Halsmuskulatur öffnet die Eustachischen Röhren und gibt so der Luft die Möglichkeit einen Druckausgleich zum
Mittelohr herzustellen, sollte hier ein Druckunterschied bestehen. Das Schlucken kann aber für Tauchanfänger schwierig sein,
besonders während des Atmens von trockener Luft. Diese Methode ist keinesfalls für einen schnellen Abstieg gedacht, da hier
schnell Probleme auftreten, wenn der Druckausgleich nicht gleich beim ersten mal klappt. Wenn hier der Richtige Moment verpasst
ist, wird es für die Eustachische Röhre immer schwieriger sein, sich zu öffnen.
BEANCE TUBAIRE VOLONTAIRE (BTV)
In den 50er Jahren entwickelte die französische Navy eine Druckausgleichsmethode, die "Freiwilliges Öffnen der Tube"
(orig.: "Voluntary Tubal Opening") genannt wird. Diese Technik ist schwierig zu unterrichten und nach meiner Erfahrung können dann
nur ungefähr 30% diese Technik sicher vormachen. Muskeln des weichen Gaumens werden kontrahiert, während obere
Halsmuskeln die Eustachische Röhre aufziehen. Diese Methode ist wie das Ende eines Gähnens. Es ähnelt auch dem
"Ohren-Wackeln". Manche Leute scheinen hier mit Talent gesegnet zu sein, aber viele können diese Methode nicht
verlässlich durchführen. Kommerzielle Taucher und alle anderen, die viele Stunden in Druckkammern dekomprimieren,
haben die tolle Möglichkeit, diese Druckausgleichstechnik während des Durchlaufens der allmählichen und
voraussagbaren Druckänderungen zu üben.
DIE ROYDHOUSE METHODE
Noel Roydhouse ist Sportarzt aus Neuseeland. Er hat ein ausgezeichnetes Buch zu diesem dem
Thema geschrieben, welches auch am Ende dieses Artikels ausgewiesen ist. Einige der
interessantesten Informationen in diesem Teil stammen aus seinem Buch und ich empfehle es
jedem Leser, der nicht genug über die Ohren wissen kann. Seine Methode fuktioniert wie die
"Beance Tubaire Volontaire", nur dass Dr. Roydhouse einen zusätzlichen Hinweis für
die richtige Reihenfolge des Anspannens der Muskeln des Halses gibt.
Laut den Anweisungen sind die Gaumenheber (levator palatini) und die
Gaumenstrecker zu kontrahieren (tensor palatini). Dies hebt das Zäpfchen an und kippt es
etwas vorwärts. Das kleine, fleischige Zäpfchen ist im Hals zu erkennen,
wenn man in einen Spiegel schaut. Wer in der Lage ist, dieses wie beschrieben aufwärts und
gleichzeitig nach vorn zu bewegen, der hat schon die Hälfte dieser Technik gemeistert.
Im zweiten Teil sollte die Muskulatur der Zunge so angespannt werden, dass das typische
"knackende" Geräusch durch das Öffnen der Tuben entsteht. Oft unterstützt ein
Stoß mit dem Kiefer diese Methode und wer jemals die Technik des
"Rauchringe-Blasens" beherrscht hat, der ist hier im Vorteil. Dies ist nähmlich eine
gute Übung um zu lernen, welche Muskeln notwendig sind, um die Eustachische Röhre zu öffnen.
DIE EDMONDS METHODE (Ausgleich durch aktiven Druck)
Carl Edmonds ist ein australischer Autor und Dozent der eine Methode beschreibt, die den Druckausgleich durch
die Kombination von entweder Valsalva-Methode oder der Frenzel-Methode mit Kieferbewegungen oder Kopfneigen realisiert,
um die Eustachische Röhre wirksamer zu öffnen. Sein Buch (siehe unten) ist ein Muß für jemanden, der sich für
Tauchmedizin interessiert.
DIE LOWRY TECHNIK (Ausgleich durch aktiven Druck)
Eine weitere Kombinationsmethode ist beschrieben worden, bei der eine der Druckausgleichsmethoden mit einem Schlucken
verbunden wird. Koordination und Übung ist erforderlich, um gleichzeitig die Nase zuzuhalten, zu "drücken" und zu schlucken.
Aber diese Technik ist sehr wirksam, sobald sie einmal gemeistert wird. Carl Edmonds weiß, wie diese Methode entstand
und sobald er mir die Geschichte erzählt, werde ich diesen Teil aktualisieren. Ich konnte diese Methode noch nicht
unterrichten, aber einer der respektiertesten HNO-Ärzte der Tauchmedizin, Dr. Alan Decklebaum aus San Francisco
(ging jetzt in Pension) empfiehlt diese.
DIE ZUCKUNG (Ausgleich durch aktiven Druck)
Dieses Kombinations-Verfahren ist bei manchem wirksam. Man hält sich auch hier die Nasenlöcher zu und baut einen mäßigen
Druck im Rachen auf. Diesen erzeugt man entweder durch die Valsalva- oder die Frenzel Methode. Anstelle des Schluckens
wie bei der Toynbee-Methode wird der Kopf ruckartig seitwärts bewegt. Spannung in den Halsmuskeln macht dieses zu
einer weiteren wirksamen Variante.
WAS SIE SICH MERKEN SOLLTEN
Die meisten Tauchanfänger haben eher Schwierigkeiten mit der Technik als anatomische Probleme oder Krankheit. Nur bei sehr
wenigen spielen Allergien, akute oder ständige Infektionen oder nasale Polypen vielleicht eine Rolle. Der bei weitem
häufigste Grund für ein Mittelohr-Barotrauma ist ein durch Unwissenheit falsch durchgeführter Druckausgleich.
"Ohr-Angst" (orig.: "Ear Fear") muss immer als ein möglicher erschwerender Faktor betrachtet werden. Hier sollte ein
Lehrer sensibel auf die Abneigung eines Tauchers einwirken, den Druckausgleich kräftig und vollständig
herzustellen. Eventuell wird jemand, der sich nur widerwillig von anderen zum Tauchen überreden ließ (orig.:"dragooned diver"),
Druckausgleichsprobleme vortäuschen, um nicht Tauchen zu müssen. Andere Phobien können möglich sein, wie z.B. die Angst
vor Wasser, oder Klaustrophobie. Probleme mit nasaler Anatomie
wie eine verkrümmte Nasenscheidewand, Polypen, oder blockierte Nebenhöhlen müssen von von einem Arzt untersucht
werden und gelegentlich kann hier ein chirurgischer Eingriff möglich sein. Neuere Fortschritte in der Technik der Endoskopie
bieten gewaltige Verbesserungen gegenüber älteren chirurgischen Verfahren.
Ein professioneller Taucher oder ein guter Freund kann viel tun, um jemandem sichere Druckausgleichstechniken zu vermitteln.
Überseht dabei aber nicht das Offensichtliche: Eine Person mit den Symptomen einer Erkältung sollte nicht Tauchen, bis
die Erkältung abgeklungen ist und die Eustachische Röhre wieder eindeutig beim Schlucken "knackt".
ZUSAMMENFASSUNG
- Wissen über die Eusachische Röhre sollte
allen Tauchern vermittelt werden.
- Tauchanfänger sollten immer eine der Methoden
mit aktivem Druck benutzen.
- Achte auf die Nase, wenn jemand einen
Druckausgleich probiert. Dies ermöglicht das Bewerten des eingesetzen Druckes und hilft die
Ursachen von Problemen beim Druckausgleich zu finden.
- Hören Sie auf das "knacken" der
Eustachischen Röhre beim Schlucken, denn das hilft dabei, Ihre Ohren für schwierigere
Druckausgleichsverfahren zu trainieren.
- Üben Sie das Wippen Ihres "Adamsapfels",
um die Frenzel-Methode zu perfektionieren und bringen Sie diese auch anderen bei.
- Wenn ein Mittelohr-Barotrauma vorgekommen
ist, stellen Sie das Tauchen sofort ein. Wenn die Symptome mild sind, sollten Sie innerhalb
1-2 Wochen nachlassen. Wenn der Druckausgleich wieder normal funktioniert, keine anormale
Geräusche in den Mittelohren zu erkennen sind und das Gehör normal funktioniert, dann kann
ein Taucher sicher wieder ins Wasser gehen. Im Zweifelsfall sollte medizinischer Rat
eingeholt werden.
- Schleimhaut-Abschwellende Mittel helfen nie
bei einer Erkältung oder ähnlichen Symptomen. Aber zum Ende einer Erkältung, bei nur leicht
verstopfter Nase, wird die gelegentliche Verwendung von zu inhalierenden abschwellenden
Mitteln, wie z.B. Afrin (oxymetazalone) Spray keinen Schaden anrichten und hilft
vielleicht.
- Ob Sie nun Tauchen oder nicht; benutzen Sie
nasale abschwellende Sprays nie über einen Zeitraum von mehr als 3 Tagen. Bei schlimmen
oder anhaltenden Symptomen sollte man sich einem Arzt vorstellen.
HIER FINDEN SIE WEITERE INFORMATIONEN
- "Underwater Ear And Nose Care", Noel Roydhouse: Best, 1993
- "Diving And Subaquatic Medicine", Carl Edmonds: (Third Edition) Butterworth 1992
- "Diving Physiology in Plain English", Jolie Bookspan, Ph.D
- Divers Alert Network
Barotrauma des Mittelohres:
(nach EHM: "Tauchen", Leitfaden der Tauchmedizin; 1993)
"Zu Traumen kommt es im Ohr meistens beim Abtauchen, da beim Auftauchen schon ein Überdruck
von 10 bis 15 cm WS (= 10-15 mbar) in der Paukenhöhle genügt, um den Tubeneingang zu sprengen.
Beim Abtauchen steigt der Druck im Nasen-Rachen-Raum, und die Lippen der Tubenenden können gegeneinander
gepreßt werden. Es bedarf dann aktiver Muskeltätigkeit, um die Tuben zu öffnen und die Luft
in die Paukenhöhle eindringen zu lassen. Gelingt dies nicht und somit kein Druckausgleich, so kompensiert
zunächst das Trommelfell durch Vorwölbung nach innen die Differenz. Das ist möglich bis zu einem
Druck entsprechend 1 bis 2m WS, wobei schon Schmerzen auftreten können. Steigt der Druck im
Gehörgang weiter, so kommt es, wie bei den Nasennebenhöhlen, zu Schleimhautschwellungen mit
Ausschwitzungen von Gewebsflüssigkeit und zu Blutungen, die den Druckunterschied in der
Paukenhöhle auszugleichen versuchen, noch ehe es zum Zerreißen des Trommelfells kommt.
Schließlich, bei einem 4 - 5m Tiefe entsprechendem Wasserdruck, zerreißt das Trommelfell.
(...) Es kommt zu starken Störungen des Gleichgewichtsempfindens, zu Drehschwindel, Übelkeit
durch einen sogenannten Labyrinthschock. (...) Ein Tauchverbot für zwei Monate ist in jedem
Fall angezeigt.
Ein Erguß kann in einigen Tagen resorbiert werden. Relativ selten wird ein Barotrauma durch
eine hinzukommende Infektion, d.h. eine Mittelohrentzündung, kompliziert."
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