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Vor 75 Jahren, am 21.06.1919, versenkte sich ein grosser Teil der Kaiserlichen Kriegsflotte in der
Bucht von Scapa Flow selbst.
Von den ehemals 74 hier gesunkenen deutschen Schiffen ruhen heute noch 7 auf dem Meeresgrund.
Gewaltige Kriegsschiffe, die mit Längen von bis zu 220m zu den damals grössten der Welt zählten.
Das Tauchen an und in diesen Kolossen gehört zu den aufregendsten Ereignissen in der Laufbahn eines
Tauchers.
Scapa Flow gehört zu den absoluten Spitzengebieten der Welt und ist nicht nur geographisch von
Malediven & Co. weit entfernt.
Da die Wracks alle zwischen 20m und 40m Tiefe liegen,
drängte sich uns die Nutzung von Nitrox- bzw. auch Kreislaufgeräten geradezu auf. Aber auch mit
Pressluft kann man, natürlich etwas eingeschränkt, die Grossartigkeit dieses Tauchgebietes erleben.
Nitrox als Atemgas ist in dieser Region weit verbreitet. Befüllt werden
dort aber normale Flaschen mit INT - Anschluss. Für
entsprechend notwendige Fülladapter muss man leider selber sorgen.
Da die Orkneyinseln auch über Wasser hochinteressant sind, lohnt sich dieser Ausflug auch für
Liebhaber nördlicher Flora und Fauna. Strandwanderungen, Vogelbeobachtungen und eine bemerkenswerte
archäologische Hinterlassenschaft aus 5 Jahrtausenden machen diese Insel zu einem Urlaubsziel
allererster Güte.
Tauchen
Getaucht wird von Bord eines umgebauten Fischkutters. Tauchzeiten und
Plätze richten sich ausschliesslich nach dem Gezeitenkalender, da die Strömungsgeschwindigkeiten
bis zu 10kn betragen können. Wir empfehlen die Verwendung eines Trockenanzuges. Die
Wassertemperaturen liegen im Sommer zwischen 10 und 14 Grad. Die Sichtweiten sind mässig,
fotografieren deshalb schwierig. Eine Lampe ist von Vorteil.
Im allgemeinen wird vormittags an den zwischen 20m und 40m tief liegenden grossen Wracks getaucht.
Die Oberflächenpause wird an Land verbracht. Es besteht die Möglichkeit an Bord zu kochen, oder in
die Kneipe zu gehen. Tauchen an der HMS Royal Oak ist nicht möglich.
Die Tauchgänge laufen sehr frei und auf eigene Verantwortung ab. Geführte Tauchgänge sind nicht
vorgesehen. Deko - Tauchgänge sind dort äusserst gefährlich. Zu dem
normalen Risiko kommt hier die Gefahr, sich an einem der Wracks zu verirren und die Aufstiegsleine
nicht zu finden. Bei dem nun zwangsläufig folgenden freien Dekoaufstieg würde man kilometerweit
abgetrieben werden. Eine Signalboje ist Pflicht.
- Trockenanzug dringend empfohlen
- DIN/INT Adapter!
- Fülladapter für Nitrox auf INT
- keine Kragenwesten ( Klodeckel)
- evtl. Leinen, Lampen, Ladegerät (engl. Stromadapter)
- Menge warme (Regen-)Klamotten, Gummistiefel
Scapa Flow ist nichts für Warmwassertaucher! Wer Pech hat, den erwartet schlechtes Wetter.
Das bedeutet keine Sonne, kalter Wind, ganztägig Regen, Nieselregen.
Scapa Flow ist nur etwas für Wrackfreaks. Die Wracks sind der Hauptgrund unserer Reise.
Die Tauchgänge an den Blockschiffen und der sog. Bottledive sind auch biologisch
hochinteressant, da es in Scapa Flow mehr Fische und Kleintiere gibt, als im Roten Meer!
Es wäre aber Unsinn, diese Wrackreise zu einer Bioreise umzufunktionieren.
Die Sicht an den Wracks ist nie gut. Es ist dunkel, die Sichtweite beträgt im besten Fall
10m. Die Schiffe sind aber 100 – 200 Meter lang. Es ist bis jetzt noch keinem gelungen, in
Scapa Flow Unterwasserbilder zu schießen, die mehr zeigen als einen kleinen Gegenstand wie
ein Bullauge oder eine Winsch. Schon ein Geschütz ist größer, als die max. Sichtweite.
Die Tauchgänge sind nicht begleitet. Es ist schlicht nicht möglich, mit einer 10köpfigen
Gruppe am Wrack zu tauchen. Jeder muss sich selbst orientieren, schon alleine deshalb, weil
jeder an das Bojenseil zurückfinden muss. Es empfiehlt sich deshalb, sich vorher intensiv
mit den Wracks, ihrer Lage und den "Sehenswürdigkeiten" zu beschäftigen, das
erhöht den "Aha-Effekt" beim Tauchen. Es wird angeboten, jedes Wrack mindestens
zweimal zu betauchen. Wir empfehlen Brummer, Dresden, Cöln, Kronprinz Wilhelm, James Barrie,
Bayern Türme und die Blockschiffe Gobernadoe und Tabarka.
Warum? Die vier Kriegsschiffe sind
in idealer Nitroxtiefe, gut erhalten und die Eckpfeiler der ganzen Reise. Die Karlsruhe ist
ein unübersichtlicher Schrotthaufen. König und Markgraf sind, wie die Kronprinz Wilhelm,
riesig und liegen kieloben. Die Orientierung ist schwierig, zu sehen wenig. Die Kronprinz
Wilhelm lohnt sich nur, um wenigstens ein Schlachtschiff gesehen zu haben. Die James Berrie
ist ein Fischtrawler, der im tiefen, klaren Wasser liegt, ein schönes, vollständig erhaltenes
Wrack, das man mit etwas Glück fast am Stück sehen kann.
Bayern Türme: nur für Marine Spezialisten. Das sind zwei Doppelgeschütztürme, die beim
Kentern der Bayern aus ihren Fundamenten gefallen sind. Sie liegen kopfüber im Schlamm, man
sieht sehr schön die Technik der Aufzüge, Schächte etc. Die Geschütztürme stecken 3 – 4 m
tief im Boden, wer die Geschütze sehen will muss im Turm unter den Meeresboden tauchen.
Gobernador und Tabarka: Die Blockschiffe liegen im Eingang des Scapa Flow, bei einsetzender
Flut ist die Sicht erstklassig. Toller Kelpbewuchs und jede Menge Fische, auf jeden Fall
mehr als in Ras Mohamed. Dieser Tauchgang ist nur zu ganz bestimmten (Flut)Zeiten möglich,
alle anderen Tauchgänge der Woche richten sich nach diesen Tauchgängen.
Ein Blockschifftauchgang kann durch einen Bottledive ersetzt werden. Das sind die Ankerplätze
der britischen Kriegsschiffe. Dort liegt der ganze Müll, der von den Matrosen ins Wasser
geworfen wurde. Alte Bierflaschen, Krüge etc. Außerdem unendlich viele Krabben, Krebse etc.
So etwas gibt es in den Tropen nicht!
Wohnen
Unsere Unterkunft gilt als Krönung englischer Bed and Breakfast Kultur. Es ist ein
zweihundertjähriges Haus, direkt am Golfplatz gelegen, mit Blick auf die Bucht. Die sehr persönlich
eingerichteten Zimmer sind voll mit Antiquitäten und Bildern. Die Einrichtung ist für unseren
Geschmack doch eher etws kitschig und überladen, aber wen stört das schon ernsthaft.
Bad und Dusche für jedes Zimmer vorhanden.
Essen
Das Frühstück ist sehr reichlich, mit Schinken, Speck, Eiern, Toast, Müsli etc. Unsere Gastgeber
besitzen auch ein Restaurant im Ort, in dem vor allem frischer Fisch,
Lachs, Muscheln und anderes Meeresgetier angeboten werden.
Nichttauchende Familienmitglieder und Kulturbeflissene, die einmal einen Tag aussetzen wollen,
haben die Gelegenheit, die Inseln auch über Wasser zu erforschen. Traditionell gehört die
Besichtigung der Highland Park Whiskey Destille dazu.
Die Bucht von Scapa Flow bildet einen etwa 20km breiten Naturhafen, der fast vollständig von den
Orkney - Inseln eingeschlossen ist. Schon seit der Wickingerzeit bieten seine geschützten Gewässer
der Schiffahrt einen sicheren Hafen. Die gesamte deutsche Kriegsflotte unter dem damaligen
Kommandanten Ludwig von Reuter war zum Ende des 1. Weltkrieges in Scapa Flow festgesetzt, während
bei den Versailler Friedensverhandlungen über ihr Schicksal entschieden wurde.
Am 21.Juni 1919 verliess die Königliche Britische Flotte Scapa Flow zum ersten Mal seit Kriegsende
zu einer Übung. Von Reuter nutzte die Gelegenheit und gab Befehl, alle deutschen Kriegsschiffe zu
versenken, damit sie nicht in die Hände der Briten fielen. Die deutsche Flotte bestand damals aus 5
Schlachtkreuzern, 11 Schlachtschiffen, 8 Kreuzern und 50 Zerstörern. Sämtliche Schotten und Luken
wurden geöffnet und Schlüssel und Hebel über Bord geworfen. Nach und nach versank die gesamte Flotte in den Gewässern von Scapa Flow.
In den 20er und 30er Jahren wurde ein Grossteil der Schiffe geborgen. Heute liegen noch die
Schlachtschiffe Markgraf, König und Kronprinz Wilhelm sowie die 4 leichten Kreuzer Brummer,
Karlsruhe, Dresden und Cöln in einer Meerestiefe von bis zu 45 Metern. Von der Bayern liegen nur noch
die herausgefallenen Geschütztürme auf dem Meeresgrund.
S.M.S. Kronprinz Wilhelm
Grösse: 176,90m x 29,60m x 8,50m
Gewicht: 25.390 t
Erbauer: Germaniawerft, Kiel
Stapellauf: November 1914
Versenkt: 21.06.1919, 13:13 Uhr
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Die Kronprinz liegt in ca. 36 - 38 m Tiefe kieloben mit der Steuerbordseite im Meeresgrund
eingebettet; die Entfernung des Rumpfes bis zur Wasseroberfläche beträgt - je nach
Gezeitenstand - 12 bis 14 m. Die Backbordgeschütze sind sichtbar, ebenso Mast und Ausguck,
welche seitlich flach auf dem Meeresboden liegen. Etwas weiter achtern, unterhalb der
überhängenden Decks, befindet sich der Geschützturm. Taucht man seitlich entlang bis zur
Front des Turms, erreicht man das Backbordrohr. Ca. 10 m vom Turm entfernt gelangt man zur
Mündung; das Ende des Rohrs ist im Deck verkeilt. In Blickrichtung auf die Mündung sind zur
Linken die Steuerbordgeschütze sichtbar. Am Heck sind beide Ruder noch erhalten und bieten
dem Taucher einen imposanten Anblick.
S.M.S. König
Grösse: 176,90m x 29,60m x 8,50m
Gewicht: 25.390 t
Erbauer: Kaiserliche Werft, Wilhelmshaven
Stapellauf: August 1914
Versenkt: 21.06.1919, 14:00 Uhr
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Das Wrack der König liegt beinahe komplett umgekehrt in 35 - 38 m Tiefe auf dem Meeresgrund,
der Bug zeigt etwa in südöstlicher Richtung. Der Abstand des Rumpfes zur Wasseroberfläche
beträgt 20 - 24 m. Noch gibt es auf der Steuerbordseite Zwischenräume zwischen der Bordwand
und dem Grund, jedoch versinken die Aufbauten aufgrund des enormen Gewichts über die Jahre
hinweg immer tiefer im Boden. Die König ist das am stärksten beschädigte der verbliebenen
deutschen Wracks in Scapa Flow. Bei den Bergungsarbeiten wurde der Schiffsrumpf aufgerissen
und diverse Teile aus dem Schiffsinneren in der Umgebung versprengt. Die riesigen Ausmasse
des Wracks und die weit verstreuten Teile machen es nahezu unmöglich, das gesamte Bild der
König in nur einem Tauchgang zu erfassen.
S.M.S. Markgraf
Grösse: 176,90m x 29,60m x 8,50m
Gewicht: 25.390 t
Erbauer: A.G. Weiser, Bremen
Stapellauf: Oktober 1914
Versenkt: 21.06.1919, 16:45 Uhr
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Das Wrack der Markgraf liegt herumgedreht in 43 - 45 m Tiefe auf der Backbordseite, die
Aufbauten sind bereits tief im Meeresgrund versunken. Die höchstgelegene Stelle des Rumpfes
befindet sich rund 24 m unter der Wasseroberfläche. Die Markgraf ist ohne Zweifel das
eindrucksvollste der in Scapa Flow liegenden Wracks; auch hier genügt ein Tauchgang beileibe
nicht, um alles zu sehen. Mast und Ausguck liegen seitlich auf dem Meeresgrund auf. Unter
dem überhängenden Deck sieht man mittschiffs - halb im Sand eingesunken - den Geschützturm;
das Rohr ist bereits nicht mehr zu sehen. Bewegt man sich im Zwischenraum zwischen Deck und
Meeresgrund, werden zahlreiche Bullaugen parallel zum Grund aufgereiht sichtbar, viele davon
sind geöffnet. Am Bug passiert man die Ankerkette, ein wenig aufwärts das vorausgerichtete
Torpedorohr. Im Heckbereich sind die beiden Ruder gut erhalten; das Achterdeck liegt flach
auf dem Grund. Der Bogen des Hecks ist mit Bullaugen gesäumt, und auf der Backbordseite
haben die Bergungsarbeiten ein gewaltiges Leck hinterlassen. Hier lassen sich exzellente
Tauchgänge erleben!
S.M.S. Dresden
Grösse: 155,50m x 14,30m x 6,40m
Gewicht: 5.600 t
Erbauer: Howaldswerke, Kiel
Stapellauf: April 1917
Versenkt: 21.06.1919, 13:30 Uhr
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Das Wrack liegt auf der Backbordseite und ist kaum beschädigt. Die Bojenleinen sind am
vorderen Steuerbordgeschütz und am Bug befestigt. Am interessantesten sind die Brücke, der
Bugbereich und das gut erhaltene Heck. Sehr beeindruckend zeigt sich auch das Schutzdeck;
Mast und gepanzerter Ausguck ragen parallel zum Meeresgrund heraus. Um die verbogene Reling
winden sich Stahlseile. Etwas unterhalb befindet sich die gepanzerte Brücke mit schmalen
Sehschlitzen, deren Verglasung noch immer intakt ist. Bewegt man sich in Richtung Bug,
bemerkt man die Instabilität des überhängenden Decks; der Zusammenbruch ist nur noch eine
Frage der Zeit. Auf der Steuerbordseite liegt die Ankerkette aus, an ihrem Ende befindet
sich ca. 50 m weiter der Anker. Taucht man an der Oberkante der Steuerbordseite zurück,
klafft eine grosse Lücke zwischen Rumpf und Deck und gibt den Blick auf das Innere der
Ankerwinde frei.
S.M.S. Brummer
Grösse: 140,30m x 13,40m x 5,80m
Gewicht: 4.308 t
Erbauer: A.G. Vulcan, Stettin
Stapellauf: Dezember 1915
Versenkt: 21.06.1919; 13:05 Uhr
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Die Brummer liegt auf der Steuerbordseite in einer Tiefe von etwa 36 m; der höchstgelegene
Teil des Wracks befindet sich bei etwa 20 m. Taucht man vom Bug aus am heraufragenden
Geschützrohr entlang und über den Schutzschild herüber, gelangt man zum Kommandoturm. Dieser
ist gepanzert und mit horizontalen Sehschlitzen ausgestattet. Obenauf befindet sich die
Geschützsteuerung. Unterhalb liegt die Brücke und das Signaldeck. Der Mittelteil des Schiffs
ist völlig zerstört, das Heck ist jedoch intakt. Äusserst sehenswert sind hier die
Offizierskabinen und die Heckgeschütze. Die Brummer ist von den leichten Kreuzern das
eindruckvollste Wrack am Ort; Spitzentauchgänge sind hier gewiss!
S.M.S. Karlsruhe
Grösse: 151,00m x 14,30m x 6,40m
Erbauer: Kaiserliche Werft, Wilhelmshaven
Stapellauf: Januar 1916
Versenkt: 21.06.1919, 15:50 Uhr
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Die Karlsruhe liegt auf ihrer Steuerbordseite in ca. 24 - 27 m Tiefe; sie ist das am
stärksten beschädigte Wrack der leichten Kreuzer in Scapa Flow. Die Bojenleine ist hinter
der Brücke befestigt. Taucht man - das Deck auf der linken Seite - nach vorn, erreicht man
die gepanzerte Kommandobrücke, die man durch offene Türen und Fenster leicht mit einer Lampe
erkunden kann. Dort hineinzutauchen ist jedoch nicht empfehlenswert! Bewegt man sich weiter
nach vorn, sieht man die beiden großen Buggeschütze; das Steuerbordgeschütz liegt auf dem
Grund auf, das Backbordgeschütz hat sich darübergeschoben. Noch etwas weiter vorn bohren
sich die Poller auf der Steuerbordseite in den Grund, ein kleiner Teil der Ankerkette ist
ebenfalls sichtbar. Vom Bug, wo einst der Flaggenmast war, ist nur noch das Gerippe übrig,
Blickt man zurück über das Deck, sieht man, daß es sich deutlich vom Rumpf löst und nach und
nach absackt. Taucht man oberhalb der Backbordwand zurück in Richtung Bojenleine, passiert
man eine Reihe von Bullaugen; weiter in Richtung Heck kann man feststellen, daß der
Schiffsrumpf bei den Bergungsarbeiten in sich verdreht worden ist. Der Heckbereich ist
jedoch weitgehend intakt. Unter verbogenen Rumpfplatten liegt eines der Heckgeschütze, das
Rohr ragt darunter hervor. Unterhalb des Achterdecks liegen die Offizierskabinen. In der
Nähe befindet sich das zweite Heckgeschütz. Um das Heck herum erreicht man das Ruder, auf
dem Grund liegt der Anker. Taucht man wieder zurück zur Bojenleine, findet man auf dem Wege
in der Mitte des Schiffes Teile aus dem Maschinenraum, Rohre, Leitungen und Sicherungskästen
in den Trümmern.
S.M.S. Cöln
Grösse: 155,50m x 14,30m x 6,40m
Gewicht: 5.600 t
Erbauer: Blohm & Voss, Hamburg
Stapellauf: Oktober 1916
Versenkt: 21.06.1919
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Das Wrack der Cöln liegt auf der Steuerbordseite in 34 - 36m Tiefe, der höchstgelegene Punkt
etwa bei 20 m. Das Schiff wurde bei den Bergungsarbeiten nur wenig beschädigt und ist in
relativ gutem Zustand. Eine Bojenleine ist in der Nähe des ersten Heckgeschützes befestigt;
dort findet man Bullaugen und eine Tür, die zu den ehemaligen Offizierskabinen führt. Etwas
weiter achtern gelangt man zum zweiten Heckgeschütz, bevor man - um das Heck herumtauchend -
das Ruder erreicht. Auf dem Weg in Richtung Bug passiert man den durch Bergungsarbeiten
relativ stark beschädigten Mittschiffsbereich. Weiter vorn ist der Rumpf wieder intakt;
hinter dem Hauptmast erreicht man die zweite Bojenleine, die an einer der
Rettungsbootaufhängungen befestigt ist. Taucht man weiter nach vorn, passiert man die Brücke
und den gepanzerten Kommandoturm. Die Buggeschütze fehlen; ein grosses Loch im Vorderdeck
gibt den Blick auf die einstigen Mannschaftsunterkünfte frei.
Die Blockschiffe im Burra Sound
Gobernador Bories, Doyle,
Tabarka, Budrie,
Ronda, Urmstone Gange u.a.m.
Foto: Öltanker Inverlane, der erst Anfang 2000 gänzlich unter Wasser verschwand.
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Ca. 20 Minuten ist man von Stromness aus unterwegs, wenn man die westlichen Blockschiffe ansteuert.
Im Burra Sound zwischen Hoy und Graemsay wurden etliche ausgemusterte Schiffe versenkt, um Feinden die
Einfahrt in den Naturhafen an diesen Stellen unmöglich zu machen. Die gleiche Aufgabe haben
die Churchill Barriers. Trotzdem war es im 2. Weltkrieg einem Deutschen U-Boot möglich, die HMS Royal Oak
im Scapa Flow zu versenken, welche zum Schutze Kirkwalls vor Flugzeugangriffen hier vor Anker lag. Über 800
Besatzungsmitglieder kamen ums Leben - das Wrack ist heute ein Seekriegsgrab.
An den Blockschiffen, die im Bereich zwischen 15m und 20m Tiefe liegen, erlebt man meist hervorragende
Sichtweiten. Problematisch ist eventuell die starke Strömung, welche hier wegen der Gezeiten
und der Enge des Burra Sounds vorherrscht. Für einen Tauchgang an dieser Stelle bleibt nur ein
relativ geringes Zeitfenster zwischen den Gezeiten (30 - 45 Minuten). Danach nimmt die Strömung
in kürzester Zeit wieder zu und erreicht dort bis zu 12kn!
Manche der Wracks sind durch den Zahn der Zeit nahezu völlig zerstört, von anderen ist noch der
Rumpf intakt. Eventuell findet man die Kessel und andere Überbleibsel einer Dampfmaschine. Besonders
erwähnenswert ist aber das Meeresleben an dieser Stelle. Der imposante Kelp, die nicht nur vereinzelt
erscheinenden Fische, Seesterne, Hummer und das Licht lassen einen sehr schnell vergessen, dass man
im Trocki steckt und seinen Tauchurlaub in Nordeuropa verbringt. Allerspätestens hier zweifelt man
nicht mehr an seiner Entscheidung gegen eine weitere Maledivenreise zugunsten von Scapa Flow!
Mein Dank gilt Dr. Charles Tait, aus dessen Bildarchiv unter
www.charles-tait.co.uk
ich die entsprechend gekennzeichneten Fotos entnehmen durfte.
Die UW-Bilder sind Auszüge aus den Videos von Jan Else.
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