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Haarsträubende Geschichten von mörderischen Bestien gibt es reichlich. An nahezu jeder Hotelbar wird man
jemanden finden, der diesbezügliche Erlebnisse gern und ausführlichst darstellen wird. Vieles davon entspringt
jedoch der Phantasie. Außerdem ist zu beobachten, dass die Wassermonster immer größer und gefährlicher
werden, je öfter diese Geschichte erzählt wird. Natürlich begegnet man unter Wasser auch Geschöpfen, die einem Taucher Schaden
zufügen könnten. Mancher Meeresbewohner wird sich verteidigen, wenn er sich bedroht fühlt und andere wiederum reagieren etwas
giftig auf Berührungen - auch wenn es nur aus Versehen geschehen ist. Dieser Beitrag soll aufklären, welche Tiere das sind und
wie die 1. Hilfe danach aussehen sollte...
Haie - nur wenige gelten als aggressiv
Nur die wenigsten der ca. 350 bekannten Haiarten sind als für den Menschen gefährlich einzustufen.
Als aggressiv gelten z.B. der Tigerhai, der Blau- und der Weiße Hai, der Herings- und der Hammerhai, um nur
einige zu nennen. Man kann aber davon ausgehen, dass auch die restlichen Arten sich durchaus effektiv wehren können,
wenn sie sich gereizt oder angegriffen fühlen.
Das Verhalten der gefährlichen Haie ist noch nicht restlos erforscht. Man weiß aber, dass sie sich eher von
an der Oberfläche zappelnden Objekten "angezogen" fühlen. Deswegen ist das Risiko angegriffen zu werden
für Schwimmer, Schnorchler und neben ihrem Brett paddelnde Surfer weitaus größer als für im Normalfall ruhig
im Wasser schwebende Tauchsportler. Helle, nackte Haut wird eher angegriffen, als ein eher dunkler Tauchanzug.
Auch Blut steigert bekanntlich die Aggressivität. Vor einem Angriff werden Haie ihr eventuelles Opfer
meist mehrmals umkreisen. Ein Taucher sollte nun, um allen Problemen aus dem Weg zu gehen, die
Gefahrenzone verlassen. Dies sollte aber keinesfalls in panischer Art und Weise in Richtung Oberfläche
geschehen. Richtig ist hier - auch wenn es vielleicht schwerfallen sollte - ruhig nach unten wegzutauchen und sich
sozusagen klammheimlich aus dem Staub zu machen.
Barrakudas - starrer Blick und nette Zähnchen
Treten meist in Schwärmen auf und haben auch ein durchaus eindrucksvolles Gebiß. Sie sind sehr neugierig und haben
so schon etliche Taucher durch ihre Gesellschaft verunsichert. Besonders furchteinflößend wirkt auch der starre Blick
dieser Tiere. Von ernsten Angriffen auf Menschen ist mir jedoch nocht nichts zu Ohren gekommen.
Muränen - streicheln nicht erwünscht
Wie bei kaum einem anderen Meeresbewohner gehen die Meinungen der Taucher, was ihre Attraktivität
angeht, weit auseinander. Eine große Muräne zu sehen, ist ein Highlight für jeden Tauchgang. Wenn
diese dann auch noch frei durchs Wasser schwimmt und in ihrer ganzen Länge zu bewundern ist, dann
ist das Glück vollkommen.
Meist verkriechen Sie sich aber in Höhlen und Löchern im Riff, deswegen ist oft nur der Kopf oder gar nichts
von ihnen zu sehen. Auch Muränen greifen nicht "einfach mal so" einen Taucher an. Sie werden sich aber
verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Deswegen haben all die Sportfreunde schlechte Karten, die überall rumwühlen und
in jedes Loch greifen müssen.
Der Biss einer Muräne hinterläßt häßliche Wunden, welche sich sehr schnell entzünden
können. Soweit ich weiß sind Muränen nicht giftig. Ich habe jedoch auch Quellen gefunden die besagen, dass
ihre Mundschleimhaut ein Gift enthalten würde. Wie auch immer, streicheln kommt sicherlich nicht in Frage.
Doktorfisch - schmerzhafte Schwanzschläge
Dieser Riffbewohner aus dem Roten Meer und dem Indopazifik trägt an der Seite seines Schwanzes
einen sehr scharfen Dorn, der im Normalfall angeklappt ist. In Gefahrensituationen wird das Tier diesen
aufrichten und sich mit gezielten Schwanzschlägen gut zu verteidigen wissen. Dieses Instrument
hinterläßt schmerzhafte und nur langsam heilende Schnittverletzungen.
Rochen - perfekt getarnt am Grund
Keine Angst, nicht alle dieser anmutigen Gesellen sind giftig. Aber z.B. der Stachelrochen oder der
Adlerrochen sind mit einem Giftstachel am Schwanz ausgestattet. Dieser wird zur Verteidigung wie eine
Peitsche eingesetzt. Interessant ist, dass ähnlich den Bienen, auch ein Rochen dieses Instrument nur einmal
einsetzen kann. Die Giftdrüsen gehen verloren, wenn der Stachel eingesetzt wird. Deswegen ist es durchaus möglich,
dass eine Stichverletzung keine Giftwirkung zeigt. Solche Verletzungen sind schmerzhaft, die gezahnten Stacheln brechen oft ab und bleiben stecken. Ein Arzt ist
bei Stichverletzungen durch Rochen unbedingt aufzusuchen, da das Gift auch für den Menschen sehr gefährlich ist!
Rochen graben sich meist im Sand ein und sind deshalb nicht oder nur auf den zweiten Blick auszumachen. Der Rat,
dem Grund durch gutes Tarieren fernzubleiben, hat also auch in diesem Zusammenhang seinen Sinn.
Zitterrochen sind in der Lage, kurze, starke Stromschläge zu verabreichen. Diese stellen meist keine sehr
bedrohliche Situation für den Taucher dar. Hier ist wahrscheinlich das Unfallrisiko durch einen
eventuellen Panik - Aufstieg größer. Nur selten, gerade bei sehr großen Exemplaren, ist ein Herzkammerflimmern
beim Opfer zu beobachten.
Petermännchen, Drachenköpfe, Feuerfische, Steinfische
Petermännchen graben sich oft in ufernähe in den Sand. Die meisten Verletzungen entstehen deshalb
im Flachwasser, wenn eher zufällig auf das Tier getreten wird. Sie besitzen zwei Strahlenstacheln
im vorderen Bereich der Rückenflosse und je einen nach hinten gerichteten Kiemendeckelstachel.
Auch die Drachenköpfe sind so ausgestattet. Ihre Stiche sind zwar schmerzhaft, aber von schwächerer
Wirkung als die des Petermännchens.
Weitaus gefährlicher sind da die zur gleichen Familie gehörenden Feuerfische oder deren nahe Verwandte,
die Steinfische. Diese gelten auch als die giftigsten Fische. Die Steinfische sind durch Gestalt und
Färbung so perfekt getarnt, dass sie von einem echten Stein kaum zu unterscheiden sind. Die Rückenflosse
weist 13 aufstellbare kräftige Stacheln auf, die auf Druck ihr Gift abgeben.
Kaum ein Geschöpf unter Wasser gibt durch Farbe und Form deutlicher zu erkennen, dass es nicht auf
Berührungen steht. Wer diese Signale mißachtet, der macht mit dem ebenfalls sehr wirksamen Gift z.B.
des Rotfeuerfisches Bekanntschaft.
Bei Verletzungen mit einem der genannten Vertreter ist es unbedingt erforderlich einen Arzt aufzusuchen.
Begegnungen mit einem Steinfisch könnten sonst auch durchaus tödlich ausgehen oder zumindest Langzeitschäden
nach sich ziehen. Wer sich aber an die erwähnten Regeln hält ist vor Verletzungen sicher, da auch diese Tiere
keinen Taucher von sich aus angreifen werden!
Seeigel - ungiftig aber schmerzhaft
Die meisten Seeigel sind nicht giftig. Nur in tropischen Gefilden gibt einige giftige Arten. Aber auch
die ungiftigen Seeigel machen einem Betroffenen reichlich Probleme. Ein herzhafter Tritt auf so einen
Stachelhäuter kann durchaus den Abbruch des Urlaubs bedeuten. Neben den Schmerzen hat man noch des Problem, dass
sich die im eigenen Körper steckenden abgebrochenen Stacheln nicht so einfach entfernen lassen. Da diese
innen hohl sind, werden sie bei jedem Versuch mit einer Pinzette nach ihnen zu greifen abbrechen. Wenn allzu
sehr in der Haut gebohrt wird, drohen auch Entzündungen. Je nachdem wo sich die Stacheln befinden sollte ein
Arzt aufgesucht werden, um die Stachelreste chirurgisch entfernen zu lassen. Die Stacheln mancher Arten lösen sich
in der Haut auf, andere werden als Fremdkörper irgendwann herauseitern.
Quallen und andere Nesseltiere
Nesseltiere sind mit Nesselkapseln ausgestattet, die dem Beutefang dienen. Die meist auf den
Tentakeln sitzenden Nesselbatterien reagieren auf Berührung. Die Nesselkapseln "explodieren" und bringen
das Nesselgift durch Ausschleudern von winzigen Dornfäden unter die Haut des Opfers. Ihre Durchschlagskraft ist
von Art zu Art verschieden, bei wenigen Arten aber groß genug, ein Eindringen unter die menschliche Haut
zu bewirken. Dazu gehören z.B. die sogenannte Feuerkoralle, etliche tropische Medusenformen,
Staatsquallen wie die Portugiesische Galeere und Würfelquallen wie die Seewespen oder manche Feuerquallen. Auch
zahlreiche Seeanemonen wären hier zu nennnen.
Festsitzende Nesseltiere gelten als relativ harmlos. Ihr Nesselgift löst mehr oder weniger starke
Schmerzen und Hauterscheinungen (Quaddeln) aus, bleibt sonst jedoch ohne weitere Folgen. Ein Arztbesuch
ist nur bei Komplikationen erforderlich.
Bei freischwimmenden Nesseltieren, den Quallen, ist das nicht ganz so. Die allermeisten Quallenarten sind
harmlos. Trotzdem gibt es hier einige Vertreter, die ernsthafte Schäden hervorrufen können. Die Tentakeln einer
Portugiesischen Galeere können etliche Meter lang werden. Sie treibt an der Oberfläche. Auch die Seewespe
produziert ein sehr wirksames Gift. Todesfälle durch Quallenkontakt werden aber nicht der Giftwirkung sondern einer
in solchen Fällen eintretenden psychischen oder allergischen Schockreaktion zugeschrieben. Die Opfer sind dann ertrunken.
Gut schützen kann man sich indem man dem Riff nicht zu nahe kommt, und auch sonst genügend Abstand zu
unbekannten Arten hält. Weiterhin ist ea ratsam auch in wärmeren gebieten einen langen Overall zu tragen um
sich vor den Folgen einer zufälligen Berührung zu schützen!
Kegelschnecken - lähmende Schönheiten
Von den 300 verschiedenen Arten sind nur wenige für den Menschen giftig. Verletzungen mit diesen Tieren
sind nur durch anfassen möglich. Wer seine Sammelleidenschaft also nicht unter Kontrolle bringen kann
hat irgendwann einmal Pech! Manche Arten sind im Besitz eines so hochwirksamen lähmenden
Giftes, welches Auch beim Menschen zu Atemstillstand und Kreislaufkollaps führen kann.
WIE KANN GEHOLFEN WERDEN?
1. Hilfe bei Bisswunden
Die größte Gefahr bei Verletzungen durch ungiftige Meerestiere besteht in einem panischen Aufstieg danach!
Ansonsten können unangenehme Erfahrungen durch eine Ausreichende Distantz zu beißkräftigen Meeresbewohnern vermieden werden.
Ist es doch einmal dazu gekommen verhält man sich folgendermaßen:
- Tauchgang abbrechen. Dies aber in ruhiger Art und Weise, gemeinsam mit dem Tauchpartner.
- Blutung stoppen.
- Wunde reinigen und desinfizieren, verbinden und Körperteil ruhig stellen.
- Wenn die Wunde genäht werden sollte oder wenn die Verletzungen Komplikationen wie z.B. Infektion zeigt, sollte ein Arzt aufgesucht werden
1. Hilfe bei Verletzungen durch giftige Tiere
Zusammensetzung und Wirkmechanismen dieser Gifte sind weitgehend unbekannt. Sie können neurotoxisch,
hämolytisch oder blutgerinnend wirken. Neben dem Versuch, die weitere Giftaufnahme zu verhindern bzw.
das Gift zu eliminieren, ist die Behandlung auf die Schmerzbekämpfung ausgerichtet. Weiterhin sind
lebensbedrohliche Schädigungen der Atmung, des Kreislaufsystems und der Nierenfunktion abzuwenden.
- Rettungskette durch Anwesende einleiten lassen
- Betroffenes Körperteil niedriger als das Herz lagern.
- Sichtbare Stacheln ohne in der Haut herumzubohren entfernen.
- Als wirksam gilt die Heißwassermethode. Die betroffene Gliedmaße für mindestens 30 Minuten in so heißes Wasser wie möglich tauchen.
Mehr als 45°C - 50°C sind aber nicht zu ertragen oder hätten neue Verletzungen zur Folge. Diese Methode bewirkt eine Neutralisierung des Giftes und mitunter
eine Schmerzlinderung. Je früher damit begonnen wird, desto besser.
- Wunde großzügig ausspülen.
- Dem Opfer reichlich zu trinken geben, um die Nierentätigkeit anzuregen.
- Schmerzmittel können verabreicht werden.
- In jedem Fall ist eine weitere ärztliche Behandlung erforderlich!
Nur für medizinisch geschultes Peronal: Abbinden und vorsichtiges Einschneiden der Wunde und Ausbluten lassen sind hilfreich.
1. Hilfe nach Vernesselungen
Die Folgen einer Vernesselungen reichen vom leichten Brennen bis zu unerträglichen Schmerzen
und schwerwiegender Blasenbildung. In einzelnen Extremfällen können Nesselgifte zu Herzrhythmusstörungen,
starkem Blutdruckabfall oder Atemstillstand führen. Am größten ist aber die Gefahr einer allergischen
Reaktion durch den Körper. Hier helfen ersteinmal viel Wasser (trinken) und antiallergische Mittel.
Ansonsten verhält man sich wie folgt:
- Tauchgang sofort ruhig mit dem Partner beenden.
- Opfer beruhigen. Essig großzügig auf der Haut verteilen (nicht einreiben!!) und 30 Minuten
einwirken lassen. Dies sollte die Schmerzen erst einmal lindern. Bis Essig vorhanden ist, mit Meerwasser spülen.
- Eventuell noch auf der Wunde befindliche Nesselfäden restlos mit Meerwasser großzügig abspülen.
Auf keinen fall darf dazu Süßwasser benutzt werden, da die noch intakte Nesselkapseln zum auswerfen ihres Giftes
reizen würde.
- Danach wieder mit Essig behandeln. Auch verdünnter Salmiakgeist oder med. Alkohol sind als Alternative möglich.
- Durch Auftragen von Cortison- und Antihistaminsalben kann man die lokalen Reaktionen günstig beeinflussen.
- Ein Arzt sollte bei großflächige Vernesselungen und wenn das Gesicht betroffen ist aufgesucht werden. Außerdem
wenn sich Symptome wie Kurzatmigkeit, Übelkeit, Brustschmerzen oder Kreislaufstötungen zeigen.
Gegen das Nesselgift der ausralischen Seewespe gibt es ein wirksames Antiserum.
Merke: Ein Tier das keine Scheu zeigt, hat auch keinen Grund dazu... :-)
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