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Tauchen Sie ein!
Dekounfall auf 10m -
Ein Bericht
Copyright © by Alexander Seel
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
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Dekounfall auf 10m?

"Unmöglich" werden viele jetzt sagen: "So was gibt es nicht!" Irrtum! Am 13.03.99 hatte ich nach zwei Tauchgängen im Pullinger Weiher Bends in der rechten Schulter. Hier ein kurzer Erlebnisbericht. Ich möchte damit nicht abschrecken oder das interessante Hobby vermiesen. Jeder Taucher soll sich aber bewußt sein, daß auch bei Nullzeittauchgängen in geringen Tiefen ein Tauchunfall möglich ist. Wichtig ist es dann, die Symptome auch als Dekounfall zu deuten und sich in Tauchärztliche Behandlung zu begeben.


Samstag 13.03.99

1. Tauchgang: max. Tiefe 11m, 28 min um 14.Uhr.

        Oberflächenpause 1h 15min.

2. Tauchgang: max. Tiefe 10m, 25 min.

Die Wassertemperatur ist entsprechend der Jahreszeit noch sehr kalt. Lufttemperatur 18 Grad C. Durch den Trockentauchanzug erfolgte bereits vor dem Tauchgang Flüssigkeitsverlust durch starkes Schwitzen. Trotz der Scubapro Halbtrocken-Dreifinger-Handschuhe waren die Hände rot vor Kälte. Zwischen und nach dem Tauchgängen habe ich ca. 1l Eistee getrunken. Um ca. 18 Uhr kam ich in meiner Wohnung an und legte mich gleich ins Bett. Da ich sehr müde war habe ich bis ca. 22 Uhr geschlafen. Anschließend schaute ich Fernsehen und bekam ab Mitternacht Schmerzen im rechten Schultergelenk.

Sonntag 14.03.99
  • Um 1.30 Uhr stärkere Schmerzen in der rechten Schulter, ins Bett gelegt um zu schlafen. Die Schmerzen werden immer stärker, ich glaubte mir die Schulter ausgekugelt zu haben und wollte am Vormittag beim Hausarzt anrufen.
  • 3 Uhr: Die Schmerzen werden stärker, schlafen ist unmöglich. Ich stehe wieder auf und schaue fernsehen.
  • Um 6 Uhr werden die Schmerzen unerträglich, der Arm kann nicht mehr gedreht oder gehoben werden.
  • Um 6.30 Uhr habe ich meine Freundin geweckt, damit sie mich ins Krankenhaus fährt.
  • Der Notarzt läßt die rechte Schulter röntgen: weder verrenkt, ausgekugelt oder sonstige Verletzung. Auch eine Entzündung ist nicht vorhanden. Auf Grund der geringen Tiefe hält der Notarzt einen Tauchunfall für ausgeschlossen. Der Arm wird durch einen Verband ruhig gestellt und mir werden Schmerztabletten mitgegeben. Am nächsten Tag solle ich einen Orthopäden aufsuchen.
  • 9.oo Uhr: Bei DAN angerufen, da ja vielleicht doch ein Zusammenhang mit den Tauchgängen besteht. Dr. Lotte aus Kiel (DAN) empfiehlt die Schulter von einem Taucharzt untersuchen zu lassen. Seiner Meinung nach hat ein Tauchunfall überhaupt nichts mit der Tiefe zu tun. Ein Dekompressionsunfall sei bei jeder Tiefe möglich, auch bei 10m! Dr. Lotte verspricht mir, innerhalb von 30 min die Telefonnummer von dem nächsten Taucharzt in näherer Umgebung zu besorgen.
  • 10 min später ruft mich Dr. Klink von der Hauptfeuerwache 5 in München an. Nach der Schilderung des Tauchganges, der Schmerzen und der Röntgendiagnose kommt er zu dem Schluß: " Ein Tauchunfall bei dieser Tiefe ist unmöglich." Er wolle mich am Abend noch mal anrufen um sich nach meinem Zustand zu erkundigen.
  • 10 Uhr: Die Schmerzen sind unverändert stark. Daher habe ich bei Dr. Andreas Müller vom Hyperbaren Sauerstoff-Zentrum in München angerufen. Dr. Müller teilt mir mit, daß die geringe Tiefe einen Tauchunfall nicht ausschließt und bittet mich schnellstmöglich in seine Praxis zu kommen.
  • Da mir wegen der Schmerzen Autofahren unmöglich erscheint, habe ich den nächsten Zug nach München genommen. Der Arm kann kaum bewegt werden, sogar Schuhe binden ist unmöglich. Auch passive Bewegung tut sehr weh.
  • Um 13.30 Uhr werde ich von Dr. Müller untersucht. Seine Diagnose: Es handelt sich um einen Dekompressionsunfall. Nadelstiche im Schulterbereich wurden von mir nicht erkannt. Sofort beginnt die Druckkammerbehandlung
  • Die Druckkammerfahrt dauert insgesamt vier Stunden. Zuerst auf 18m, dann auf 9m. Über eine Maske bekomme ich für Intervalle von 30 Minuten 100% Sauerstoff zum atmen. Zwischen den O2 Atmungen 5-10 min Pause. Bereits während der Druckkammerfahrt zeigt sich ein erster Erfolg. Keine Schmerzen mehr im Ruhezustand, nur noch bei Bewegung des Armes. Die Schulter ist auch schon etwas beweglicher.
Montag 15.03.99
  • Beweglichkeit nimmt zu, Schmerzen bei Bewegung sind über Nacht geringer geworden.
  • Um 10.45 folgt die zweite Druckkammerfahrt: 130 min auf 14 m. 3 x 30 min Sauerstoffatmung.
  • Arm kann bereits zur Hälfte gehoben werden, Drehbewegung des Gelenkes auch möglich. Hand kann jedoch nicht hinter den Rücken geführt werden.
Dienstag 16.03.99
  • 8.00 Uhr: Schmerz fast vollständig weg. Arm kann wieder hinter den Rücken geführt werden. Wenn Arm senkrecht nach oben gestreckt wird, noch leichte Schmerzen beim herablassen.
  • 10.45 Uhr: Druckkammerfahrt 130 min, 14m, 3 x 30 min O2 Atmung über Maske
  • Bis einschließlich Freitag erfolgte jeden Tag eine Druckkammerfahrt mit 3 x 30 min O2 Atmung auf 14m.

Fazit:

Ein Dekompressionsunfall ist auch bei Nullzeittauchgängen möglich, auch bei geringen Tiefen und sehr unauffälligen Tauchgängen. Es spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle: die allgemeine körperliche Verfassung und der Trainingszustand, Wiederholungstauchgänge, die Wassertemperatur, Flüssigkeitsverlust durch Atmung und Schwitzen, körperliche Arbeit unter Wasser.......

Bei meinem Tauchunfall dürfte wohl der Flüssigkeitsverlust eine große Rolle gespielt haben. Insgesamt habe ich über den ganzen Tag nur etwa 1l Flüssigkeit zu mir genommen. Durch den Trockentauchanzug und die hohe Lufttemperatur habe ich auf dem Weg ins Wasser stark geschwitzt. Über die Lunge wird beim atmen während des Tauchganges ebenfalls viel Flüssigkeit verdunstet. Natürlich hatte ich auch an ein offenes Foramen Ovale gedacht. Bei einer Untersuchung durch einen Kardiologen konnte jedoch kein offenes Foramen Ovale festgestellt werden.

Außerdem handelte es sich um einen Wiederholungstauchgang. Bei einem Wiederholungstauchgang steigt das Risiko eines Tauchunfalles um ein Vielfaches, auch wenn in der Nullzeit getaucht wird.

Aufgrund der geringen Tiefe habe ich die Schmerzen nicht mit den Tauchgängen in Verbindung gebracht, dies war aber ein Fehler. Dadurch ist eine unnötige Verzögerung bis zum Beginn der Druckkammerbehandlung entstanden. Leider hatte auch der diensthabende Taucherarzt der Hauptfeuerwache in München nicht die entsprechende Fachkompetenz um den Tauchunfall zu erkennen. Wenn das letzte Glied in der Kette nicht schwach gewesen wäre, hätte die Organisation durch DAN sehr gut funktioniert. Zum Glück habe ich mich nicht auf die Aussage des Dr. Klink verlassen und wurde letztendlich durch Dr. Müller vom Hyperbaren Sauerstoffzentrum erfolgreich behandelt. Die deutliche Besserung der Schmerzen während der ersten Druckkammerfahrt bestätigt die Diagnose, daß es sich um einen Tauchunfall gehandelt hat. Wenn nach einem Tauchgang die typischen Beschwerden wie z.B. Gelenkschmerzen, Hautausschlag, Juckreiz... auftreten, sollte immer die Möglichkeit eines Tauchunfalles in Betracht gezogen werden. Auch bei Nullzeittauchgängen. Wichtig ist es dann, sofort eine Tauchärztliche Untersuchung durchführen zu lassen. Bis zu Beginn der Behandlung sollte die normobare Sauersoffatmung erfolgen.

(Anmerkung d.Red.: Alexander ist wieder völlig beschwerdefrei!)


Lesen Sie dazu den Kommentar eines Tauchmediziners: Dekounfall - wie vermeiden?


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